Chromebook im Alltag

Seit ein paar Wochen ist ein Chromebook von Lenovo das Gerät, das ich im Alltag am häufigsten nutze. Die Einrichtung des Chromebook habe ich in einem anderen Beitrag beschrieben. Hier soll es um erste Nutzererfahrungen gehen. Um das Ergebnis vorwegzunehmen: Sie sind überwiegend gut. Einige wenige Fallstricke gibt es aber auch bei Chromebooks.

Ein Chromebook ist nicht das richtige Notebook für alle. Wer regelmäßig sehr rechenintensive Aufgaben ausführt, auf bestimmte Programme angewiesen ist (oder sich auch nur daran gewöhnt hat und nicht wechseln will) oder viel lokalen Speicherplatz braucht, bleibt besser bei seinem/ihrem Windows- oder Mac-Rechner. Wer unter Linux arbeitet, kann eher einen Wechsel in Betracht ziehen, da ChromeOS ein virtualisiertes Linux ausführen kann. Doch auch hier gibt es leichte Einschränkungen. Für alle, die in erster Linie Alltagsaufgaben wie Information, Kommunikation, Unterhaltung, Online-Learning usw. erledigen, kommt ein Chromebook definitiv in Frage und kann eine gute Alternative zu „herkömmlichen“ Rechnern mit Linux, MacOS oder Windows sein.

Erweiterungen, Apps, Programme

Erste Anlaufstelle ist der Chrome Web Store mit seinen Kategorien Erweiterungen und Apps. Erweiterungen des Chrome-Browsers kann man unter jedem Betriebssystem einsetzen, manche Apps laufen auch offline und ohne Chrome.

webstore erweiterungen
Chrome Erweiterungen
webstore apps
Chrome Apps

Sehr viel größer ist das Angebot an Android-Apps, die auf dem Chromebook laufen. Man bezieht sie aus dem Google Play Store, der auf jedem neueren Chromebook vorinstalliert ist.

play store
Anroid Apps

Programme für Linux (oder „Linux Apps“) gibt es im virtualisierten Debian-Linux im Normalfall nur per Kommandozeile. Man muss also wissen, wie die genaue Bezeichnung des Programms ist. Wer will, kann allerdings einen Linux-Desktop wie beispielsweise Gnome und die damit verbunden Werkzeuge nachinstallieren.

linux app
Installation einer „Linux App“

Werkzeugkasten

angepinnt
angepinnt

Häufig genutzte Programme kann man am unteren Bildschirmrand „anpinnen“. Der Screenshot oben zeigt die „angepinnten“ Programme, die ich regelmäßig benutze. Neben den gängigen Google Apps wie Chrome, Gmail, Docs, Drive und Play Store sind das in erster Linie Dateien, Thunderbird, FreeOffice, Simplenote und NokoPrint. Ob es sich bei den angepinnten Programmen um Erweiterungen, Android Apps oder Linux Programme handelt, spielt keine Rolle.

Damit das Arbeiten mit den unterschiedlichen Programmarten halbwegs reibungslos funktioniert, muss die App „Dateien“ entsprechend eingerichtet werden. Standardmäßig werden unter „Meine Dateien“ (Chrome) Downloads, Google Play-Dateien und Linux-Dateien sowie Google Drive und eventuelle externe Medien angezeigt.

Meine Dateien

Damit die Dateianzeige auch bei aktivierter Linux-Umgebung halbwegs „nahtlos“ funktioniert, müssen die einzelnen Kategorien per Rechtsklick für Linux freigegeben werden. Sonst sind die Dateien, die unter Linux erzeugt werden, nur dem Linux-Dateisystem zugänglich und die nicht-Linux Dateien gar nicht.

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Werden die Chrome-Dateien freigegeben, sind sie im Linux-Dateisystem auch unter „/mnt/chromeos“ zugänglich. Klingt kompliziert, aber man gewöhnt sich daran. Und gilt ohnehin nur für diejenigen, die die Linux-Umgebung aktivieren.

Fallstricke

Wie schon im Beitrag Erste Erfahrungen mit einem Chromebook beschrieben, funktionieren nur bestimmte Drucker problemlos . Wer einen nicht-kompatiblen Drucker hat und sich nicht mit Tricks und Workarounds behelfen will, muss einen neuen Drucker kaufen.

Die Auswahl an Android-Apps ist riesig, aber nicht alle Apps laufen gut auf dem Chromebook. Dies liegt oft daran, dass die Apps für kleine Bildschirme entwickelt wurden und die Anpassung an den größeren Bildschirm des Chromebooks nicht immer gut funktioniert. In meiner Praxis habe ich auch schon einige Male erlebt, dass alle Android-Apps bis hin zum Google Playstore „abstürzen“ bzw. endlos laden. Da hilft meist nur eine Abmeldung oder ein Reboot.

Auch der Umgang mit Dateien kann anfangs verwirrend sein. Nach einigen Einstellungen und einer Zeit der Eingewöhnung kann man dann aber doch mit der App „Dateien“ auf alle Dateien – egal ob sie zur ChromeOS oder zum Linux-Subsystem gehören – zugreifen.

Einige Ungereimtheiten bleiben jedoch. So ist es z.B. nicht möglich, direkt aus Libre Office heraus eine Datei zu öffnen, die im „Chrome-Bereich“ des Dateisystems gespeichert ist. Dies geht nur, wenn die Datei in den „Linux-Bereich“ kopiert oder verschoben wird. Man gewöhnt sich daran …

Fazit

Ich benutze das Chromebook seit einigen Monaten regelmäßig als mein „reguläres“ Notebook. Zu einem meiner anderen Notebooks mit Linux und Windows greife ich inzwischen nur noch gelegentlich. In dieser Zeit hat sich eine Art Arbeitsteilung zwischen ChromeOS und Linux herauskristallisiert. Alltägliche Arbeiten wie Information, Kommunikation und Medienkonsum erledige ich meist unter ChromeOS – konkret: fast alles im Chrome-Browser.

Wird die Arbeit konkreter und/oder komplexer wechsle ich in der Regel zum virtualisierten Linux, wo ich mit meinen gewohnten Linux-Programmen arbeite. Dies hängt sicher damit zusammen, dass ich schon seit 20 Jahren regelmäßig Linux benutze. Dass es im Normalzustand keinen Linux-Desktop gibt, stört mich nicht. Schon eher die Tatsache, dass hardwarenahe Programme wie beispielsweise gparted nicht oder nur schlecht laufen; auch ist es nicht so ohne weiteres möglich, einen bootfähigen USB-Stick zu erstellen. In solchen Fällen ist dann doch der Griff zu einen „echten“ Linux-Rechner (oder MacOS, Windows) nötig.

Viele Vorteile des Chromebook machen diese wenigen Nachteile wett. Dazu gehören die rasante Bootzeit, die unkomplizierte und zuverlässige Versorgung mit Updates, der PhoneHub („nahtloses“ Arbeiten mit Chromebook und Android-Smartphone) und die übersichtlichen Einstellungen.

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