Erste Erfahrungen mit einem Chromebook

Wer seine Daten nicht Google anvertrauen will oder häufig mit leistungshungrigen Anwendung wie beispielsweise Videoschnitt arbeitet, wird sich kaum für ein Chromebook interessieren. Wer am Computer eher nicht ganz so anspruchsvolle Alltagsdinge erledigt und bereit ist, sich auf Neues einzulassen, sollte ein Chromebook in seine Überlegungen einbeziehen. Chromebooks sind schnell und überraschend vielfältig und reichen allemal für die gängisten Aufgaben am Computer aus. Und die meisten haben wohl ohnehin einen „richtigen“ Mac-, Linux- oder Windowsrechner, auf den sie bei Bedarf zurückgreifen können.

Ich war schon lange neugierig darauf, was ein Chromebook kann. Mir war klar, dass die Zeiten, wo man auf einem Chromebook praktisch ausschließlich im Chrome-Browser arbeiten konnte, vorbei sind. Und ich merkte, dass ich die Möglichkeiten meiner anderen Notebooks (mit MacOS, Linux und Windows) kaum mehr ausschöpfte. Als bestellte ich mir ein Chromebook von Lenovo, für das ich im Februar 2021 € 359 zahlte. Bei dem Lenovo IdeaPad Flex 5 handelt sich sich um ein kompaktes und leichtes Notebook mit einem (stark spiegelnden) 13,3“ Touch Bildschirm mit Full HD-Auflösung, einem Celeron-Prozessor und 4GB/64GB. Der Bildschirm ist klappbar, man kann das Chromebook also auch wie ein Tablet benutzen. Als Anschlüssen gibt zwei USB-C Buchsen (zum Laden und zum Anschluss externer Displays) und eine USB-A Buchse sowie einen Kopfhörer-/Mikrofonanschluss.

Einrichtung

Die grundlegende Einrichtung ist super schnell erledigt. Gerät einschalten, Sprache auswählen, mit Google-Konto anmelden – fertig. Es stehen nun alle Google-Dienste und -Eweiterungen, die vorher bereits auf anderen Geräten genutzt wurden, zur Verfügung.

Schichtenmodell

ChromeOS besteht sozusagen aus drei Schichten:

  • dem eigentlichen Chrome-Betriebssystem, in dem praktisch alles im Browser abläuft,
  • der Android-Schicht, in der sehr viele Apps funktionieren, die auch auf einem Android Smartphone laufen, und
  • der Linux-Schicht, in der ein virtualisiertes Linux (Debian) läuft.

Einmal eingerichtet sind alle drei „Schichten“ mehr oder weniger nahtlos in das Gesamtpaket Chromebook integriert. Dies lässt sich gut an Startansicht für alle Apps erkennen:

Installierte Linux-Apps haben einen eigenen Ordner:

ChromeOS

Das „Herzstück“ von ChromeOS ist Googles Chrome Browser, welcher durch zahlreiche Erweiterungen in seiner Funktionalität ergänzt werden kann. Dazu genügt es, im Chrome-Menü (3 Punkte) auf „Weitere Tools“ –> „Erweiterungen“ zu gehen. Es werden alle Erweiterungen angezeigt, die bereits installiert sind. Ein Klick oben links auf Erweiterungen ermöglicht ganz unten den Chrome Webstore zu öffnen. Dort gibt es ein reichhaltiges Angebot an Erweiterungen und Chrome Apps.

Android Apps

Android Apps fürs Chromebook bezieht man wie gewohnt aus dem Play Store, der bereits vorinstalliert ist. Nicht jede App funktioniert zufriedenstellend auf einem Chromebook. Manche Apps starten nicht, andere lassen sich nur mühsam bedienen. Da hilft nur ausprobieren. Im Prinzip kann man auf einem Chromebook fast exakt die gleiche Arbeitsumgebung wie auf einem Android Smartphone haben.

Linux (Beta)

Das virtualisierte Linux ist nicht vorinstalliert; es muss in den Einstellungen unter „Linux (Beta)“ erst eingerichtet werden. Dies ist mit einem Klick in wenigen Minuten erledigt. Das Chromebook verfügt nun über ein Linux-Terminal (und vorerst nicht mehr!). Aber keine Sorge: Linux Programme/Apps lassen sich leicht installieren und tauchen dann in der App-Übersicht auf. Das erledigt ein simpler Befehl im Terminal:

sudo apt-get install <Programmname>

Um beispielsweise das Mailprogramm Thunderbird zu installieren gibt man „sudo apt-get install thunderbird“ ein. Letztlich muss man nur wissen, was man will und wie die genaue Bezeichnung des Programms ist. Ansonsten muss man sich nicht groß mit Linux auseinandersetzen. Was man nicht bekommt (und eigentlich auch nicht braucht) ist ein Linux-Desktop.

Stolperstein Drucker

Nicht alles ging glatt bei der Einrichtung des Chromebooks. Die größte Hürde war die Einrichtung eines Druckers. Ich habe zwei ältere Drucker: Einen (USB) Laserdrucker von Samsung (ML-2010R) und einen (WLAN) Tintendrucker von Canon (Pixma MG3150). Beim Laserdrucker war ich chancenlos. Mit einigen Tricks wurde der Drucker zwar erkannt, drucken wollte er trotzdem nicht. Auch die Bereitstellung einer ppd-Datei half nicht. Den Tintendrucker brachte ich auf Umwegen zum Laufen. Obwohl der Pixma nicht mit ChromeOS kompatibel ist, führte das Herunterladen einer Drucker-App aus dem Play Store zum Erfolg. Ursprünglich dachte ich, dass die App von Canon (Canon PRINT Inkjet) funktionieren müsste. Doch weit gefehlt. Letztlich brachte ich den Drucker mit der App NokoPrint zum Laufen/zum Drucken.

Nicht alles klappt unkompliziert, auch nicht bei einem Chromebook, wie das obige Beispiel zeigt. Falls Sie allerdings einen neueren, netzwerkfähigen Drucker haben, müssen Sie nicht mit Problemen rechnen, da ChromeOS eine Vielzahl von Druckern unterstützt.

Vorläufiges Fazit

Noch ist es zu früh für mich, ein endgültiges Urteil über den Alltagsnutzen des Chromebooks zu fällen. Dazu ist es noch nicht lange genug im Einsatz. Doch bereits jetzt zeigt sich, dass das Chromebook ein Gewinn ist. Die Einrichtung ist kinderleicht (wenn man die richtige Peripherie hat), es ist trotz mäßig leistungsfähiger Hardware ausreichend schnell und sehr stabil , die Laufzeit ist mit über 11 Stunden sehr gut und die Bedienung gibt nach einer kurzen Eingewöhungszeit keine Rätsel auf. Auch wer das virtualisierte Linux nicht verwenden will bekommt mit Hilfe der Android Apps ein ziemlich rundes Angebot, das den meisten Alltagssituationen problemlos gewachsen ist.

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